Donnerstag, 18. Oktober 2012

*ERGÄNZUNG*

Um die These des Kampfes um die Gasdistribution zwischen der Türkei und Syrien zu untermauern, ist es sinnvoll die Beziehung zwischen den beiden Ländern kurz vor dem Aufstand und während der ersten paar Monate zu analysieren.

Wie schon im letzten Bericht beschrieben, genossen die beiden Nachbarn  im vergangenen Jahrzehnt eine historisch gute Beziehung zueinander. Ankara investierte viel in diese "Partnerschaft" und das vorherrschende System unter Präsident Bashir al-Assad, und profitierte natürlich auch sehr davon.

 








(eine angespannte Nachbarschaft sieht anders aus)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Insbesondere die als lästig empfundene Visa-Bestimmungen wurde aufgehoben, um so dem grenzüberschreitenden Konsum und Besuch von den zahlreichen religiösen Pilgerstätten in Syrien zu vereinfachen. Minen wurden von den Grenzgebieten entfernt und die streng bewachten Demarkationslandstriche wichen gemeinsamen Landwirtschaftsprojekten. Die beiden Staaten gingen sogar so weit und unterzeichneten ein wichtiges Abkommen, das "High-Level Strategic Cooperation Council". Aufgrund der stetig wachsenden Kooperationen betonte der syrische Gouverneur der grenznahen Haseki Provinz, Muazza Necip Sellum: "Syrien versucht die Türkei als Model zu betrachten."
 
 
 
Dieser ganze Aufschwung in der Region war demzufolge abhängig von einer stabilen politischen Lage in der Türkei und in Syrien. Ein Konflikt wie er heute vorherrscht, konnte sich noch vor 2 Jahren kein Mensch vorstellen noch hätte es irgendeinem Zweck gedient. Im Gegenteil, hätte Ankara auch nur die geringsten Zweifel über die politische Wetterlage in Syrien gehabt, wäre auch nur im Entferntesten abzusehen gewesen dass es sowas wie einen Aufstand geben könnte, dann hätte Erdogan mit Sicherheit nicht diese Investitionen getätigt.
 
Selbst als die Menschen in Syrien für einem demokratischen Wandel auf die Strasse gingen, gab es in Ankara noch keine Anzeichen für einen kompletten Sinneswandel. Zwar sahen einige Neo-Osmanen, welche sich nach dem alten Glanz und Gloria des Osmanischen Reiches zurück sehnten, eine Möglichkeit gekommen diesem Traum zumindest einen kleinen Schritt näher zu kommen wenn man aktiv in Syrien mitmischen würde. Der Grossteil der türkischen Bevölkerung allerdings hielt und hält nichts von solchen Ambitionen.
 
Woher also dieser plötzliche Ausstieg aus der gemeinsamen Partnerschaft? In den türkischen Medien konnte man bis Ende Juli nichts über einen Strategiewechsel der Regierung nachlesen. Auch die türkische Unterstützung für die syrische Opposition war bis zu diesem Zeitpunkt nicht über einige informelle Treffen hinaus gegangen, ganz zu Schweigen von einem Ruf nach einem Regimewechsel in Damaskus. 
Das änderte sich alles erst mit der Bekanntgabe des Pipelinedeals zwischen Iran-Irak-Syrien am 25. Juli 2011.
Prompt reagierte nur ein paar Tage später bereits der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle, als er sagte dass "er nicht glaube, dass es eine vom syrischen Volk unterstützte politische Zukunft für Assad geben kann".
Auch Erdogan eskalierte seine Unterstützung für die Syrian National Council (NSC) erst DANACH, als er seinerseits mitteilte: "Die syrische Opposition wird ein Büro in der Türkei innerhalb einer Woche eröffnen. Ich habe Präsident Assad gesagt, dass wir die syrische Opposition in der Türkei organisieren lassen wollen. Ich sagte ihm das wir ein demokratischen Land sind und sie (die NSC) deshalb nicht daran hindern können."
 
Es könnte sich natürlich auch nur um eine Verkettung von zufälligen Ereignissen handeln. Betrachtet man aber was für die Türkei wirklich auf dem Spiel stand, erscheint der Zufall als eher unwahrscheinlich.
 
 
 
 



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