Donnerstag, 29. November 2012

Irans Kampf gegen Drogen

Was hört man nicht alles vom Drogenkrieg in Mexiko, von Drogenkartellen in Kolumbien oder auch vom Mohnanbau in Afghanistan. So gut wie gar nichts hört man aber von einem der wichtigsten Länder welches stellvertretend für uns Europäer einen Kampf gegen die Drogenflut führt: der Iran!
Thomas Erdbrink wir mir sicher nicht böse sein wenn ich ihn aus seinem kürzlichen Bericht zu diesem Thema zitiere: "Ja, DER Iran".
Denn irgendwie scheint es für die westliche Bevölkerung ein Ding der vollkommenen Unmöglichkeit zu sein, diesem Gedanken tatsächlich Recht zu geben. Es will einfach nicht in das Klischee passen welches uns von den Medien über den Iran übermittelt wird. Ein Land das sein Volk hungern lässt um an die Atombombe zu kommen und damit dann Israel angreifen will, ein Land das Terroristen weltweit unterstützt und finanziert. Und dieses Land soll nun also an vorderster Front für uns im Kampf gegen die Drogen stehen??

Dabei spielte der Iran eine wesentliche Rolle für die anfänglichen Erfolge der US-Regierung in ihrem "Krieg gegen den Terror". Ohne den iranischen Einfluss über die Nordallianz in Afghanistan, hätte es keinen Durchbruch bei der Bonn-Konferenz im Dezember 2001 gegeben; wären die Such- und Rettungsoperationen der US Army in Afghanistan längst nicht so glimpflich verlaufen aufgrund der Nachrichtendienstlichen Informationen der Iraner. Das alles waren nicht nur leere Worte an die Adresse Washington`s gerichtet, sondern spür- und messbare Hilfestellungen für die "Rache der USA" nach 9/11. Natürlich geschahen diese sogenannten "Support Operations" nicht aus reiner Höflichkeit oder Mitleid mit dem mächtigsten Land der Welt. Teheran unterstützte George W. Bush um den Amerikanern zu zeigen, dass man (wieder) eine durchaus konstruktive Rolle in der Region spielen könnte um die Probleme auf lokaler Ebene lösen zu können und im Gegenzug erhoffte man sich eine Geste der Annäherung: idealerweise in Form von Aufhebung der illegalen Sanktionen.
Der amerikanische Präsident bedankte sich aber auf eine ganz andere Art und Weise. Das amerikanische Volk sollte die konstruktive Rolle des Irans im "Krieg gegen den Terror" nie erfahren, um genau jenes Bild aufrecht zu halten welches die Bush-Administration für den Iran (und Syrien und Nord-Korea) als "Achse des Bösen" skizzierte.

Und dennoch lassen sich die Fakten nicht still schweigen oder unter den Teppich kehren: würde Iran nicht den Kampf gegen die Drogenmafia aus Afghanistan führen welches es nunmal tatsächlich führt, gäbe es bei uns in Europa ein wesentlich grösseres Drogenproblem. Denn der Iran gilt als DIE Transitroute für die Drogen auf ihrem Weg zu ihren Abnehmern in Europa, aber auch in die USA. Dabei versuchen die Drogenkuriere auf allen erdenklichen Wegen ihre "Päckchen" an den immer besser ausgebildeten iranischen Grenzbeamten vorbei zu schleusen, ganz egal ob es auf der Strasse oder dem Seeweg ist.

 
 
 
In den letzten Jahren sind fast 4000 iranische Grenzbeamte im Kampf gegen die bis an die Zähne bewaffnete Drogenmafia gestorben, was zeigt wie gefährlich es ist sich dieser mächtigen Schattenwelt entgegen zu stellen. Zurecht fragt sich der Chef der iranischen Antidrogenabteilung, General Ali Moayedi, wie es sein kann dass über 100`000 Soldaten der NATO in Afghanistan die Opiumproduktion nicht eindämmen können. Noch viel verstörender ist die Tatsache dass die grössten Anbaugebiete der eigentlich so unschuldig aussehenden Mohnblume genau in den Provinzen liegen, wo die USA den Oberbefehl über die ISAF-Truppen haben.
 
 

Und dennoch gelingt es dem Iran immer wieder enorme Mengen an Drogen aufzuspüren und zu vernichten, allein zwischen März und September 2012 waren es 221 Tonnen! Obwohl diese gewaltigen Mengen tatsächlich zu den grössten Erfolgen im Kampf gegen die Drogen weltweit zählen, (Iran und Türkei zusammen beanspruchen über 50% der globalen Beschlagnahmungen) gelangen dennoch etwa 75-80% der afghanischen Drogen in ihre Zielländer.
Schuld daran ist die internationale Politik gegenüber dem Iran, so der UN-Drogengesandter in Teheran, Antonino de Leo. Wo seine Kollegen in Afghanistan ein Jahresbudget von 40 Millionen USD für ihre 100 gemeldeten Fälle zur Verfügung haben, erhält er nur 3.25 Millionen USD jährlich für Hunderttausende Drogenabhängige Iraner. Für die Regierung in Teheran ist nicht nur dieser Kampf gegen die Drogenschmuggler ein Problem, sondern eben auch die enorme Zahl der Abhängigen im Land. Um das Problem in den Griff zu bekommen hat die Regierung ihre Gesetze für den Besitz von Drogen deutlich verschärft: die Todesstrafe soll die Menschen von den Drogen abhalten bzw. die Schmuggler abschrecken.
Natürlich können solche drastischen Mittel keine Lösung sein und gehören anders geregelt (nicht nur im Iran; auch in Saudi Arabien, Pakistan, Singapur steht die Todesstrafe auf Drogenbesitz). Allerdings muss auch an dieser Stelle erwähnt werden, dass nahezu sämtliche Opfer der Todesstrafe Dealer oder kleine Fische der Drogenmafia waren und nicht, wie es nur all zu oft in unseren Medien berichtet wird, um Drogenabhängige. Wie aber bereits erwähnt, das heisst nicht dass das der richtige Weg ist. Um aber diesem Dilemma etwas entgegenzusetzen benötigt der Iran mindestens die gleichen Mittel wie Afghanistan. Für ein Land welches Menschenleben aufs Spiel setzt damit wir weniger Drogen auf unseren Strassen haben, ist das ein kleiner Preis.

 
 
Kritiker des Irans werfen der Regierung eine Doppelmoral im Umgang mit den Drogen vor. Einerseits profitieren "Elemente" der Revolutionsgarde von dem Transitgeschäft, andererseits benutze das "Regime" die verschärften Drogengesetze um Kritiker einzusperren und die ohnehin schon spärliche UN-Hilfe würde zur Unterdrückung des eigenen Volkes zweckentfremdet.
Das es mit Sicherheit Korruptionsfälle gibt steht ausser Frage, das Kritiker aufgrund von Anti-Drogengesetzen weggesperrt werden wird von diesen Stimmen aber nicht belegt. Was aber jeglicher Grundlage entbehrt ist die Behauptung das die UN-Gelder für die Unterdrückung der Bevölkerung benutzt werden. Das können Tausende von Schwerstabhängigen bezeugen die in den zahlreichen modernen Entzugskliniken behandelt werden, finanziert unter anderem mit UN-Mitteln und anderen internationalen NGO`s.
Das aber ausgerechnet jene Länder am lautesten die angebliche Doppelmoral ankreiden welche in Ländern wie Syrien, Pakistan, Afghanistan, Jemen, Somalia oder Palästina unschuldige Zivilisten entweder direkt oder indirekt töten, stellt die abschreckendste Form der Heuchelei dar.

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