Dienstag, 13. November 2012

Krieg der Drohnen oder "Krieg" der Feiglinge

Der "Geheimkrieg der Drohnen" wie er in den USA genannt wird, geht Hand in Hand mit dem Ausbau des "Königreiches der Basen (Militärbasen)", wie die Militärstützpunkte ebenfalls genannt werden. Die US-Militärs finden nur lobende Worte über diese neue Art der Kriegsführung,  Leon Panetta Verteidigungsminister und davor Direktor der CIA sprach sogar von "dem einzigen Spiel in der Stadt" im Kampf gegen Al Qaeda oder die Taliban. Natürlich meinte Panetta damit nicht, dass es sich bei den Drohnen um irgendeine Form des Spieles handelte, obwohl es für viele "Piloten" vielleicht ähnlich erscheinen mag, sondern um die einzige effektive Waffe im Kampf gegen Al Qaeda. Aber ist das tatsächlich so? Fest steht das die Drohnen ein neues Zeitalter der Kriegsführung eingeleutet haben.
Für die USA gelten die Drohnen als Heilbringer. Sie beschützen Menschenleben, aber nur die eigenen. Sie kosten (je nach Ausstattung und Modell) mit ca. 4.5 Millionen US-Dollar nur einen Bruchteil des F-22 Raptor, dem heutigen Star am Himmel oder des B-2 Bombers. Zudem fliegen sie enorme Reichweiten von welchen die bemannten Jets nur träumen können und demzufolge auch Einsatzzeiten, die für Piloten nicht durchführbar wären.

Der B-2 Spirit Langstreckenbomber, ist das teuerste Flugzeug der US-Air Force mit knapp 1.2 Milliarden Dollar pro Einheit. Entsprechend gering ist dann aber auch die Stückzahl: "nur" 20 Stück weltweit











F-22 Raptor, schlägt mit Produktionskosten von 412 Millionen US-Dollar (inkl. Forschungs- und Garantiekosten) zu Buche. Doch noch bevor der Superjet überhaupt so richtig im Einsatz war, wurde die Produktion gestoppt. Verteidigungsminister Robert Gates sagte 2009, dass die verschiedenen Bereiche der US-Militärs mit den insgesamt bestellten 187 Jets die nächsten Jahrzehnte auskommen müssen.


Bereits seit Jahrzehnten übt die amerikanische Luftwaffe, die Air Force, eine totale Überlegenheit in der Luft aus. Es gibt keine einzige Luftwaffe irgendeiner Nation auf dieser Erde, welche einen klassischen Schagabtausch in der Luft gegen die USA ausführen könnte. Das passt also hervorragend zu dem bereits 1950 formuliertem Ziel der militärischen Überlegenheit. Nicht umsonst ist die Air Force zum beliebtesten Einsatzmittel der heutigen Zeit geworden, wenn es entweder um "shock and awe" oder "containment" handelt, um den amerikanischen Jargon dazu zu nutzen. Seit dem Ende des ersten US-Irak Krieges 1991 bis zum Libyen Einsatz von 2011, versuchten die USA/NATO ihre wie auch immer gerechtfertigten "Einsätze aus humanitären Gründen" mit geballter Feuerkraft aus der Luft zu entscheiden. Ob es die Durchsetzung des Flugverbotes des Iraks und sonstiger Bestrafungsaktionen gegen Saddam Hussein war, oder die Bombardierung von Serbien für den Kosovo, der Angriff auf Afghanistan 2001, die erste Angriffswelle 2003 auf den Irak oder eben letztes Jahr Libyen, überall konzentrierte man sich primär auf die Luftangriffe. Sobald aber die Einsicht kam das die Luftschläge zwar im ersten Moment für eine Schockstarre in den betreffenden Gebieten sorgten, aber darüber hinaus keine weiteren Erfolge zu verbuchen waren, musste die Planer im Pentagon wohl oder übel auf die "boots", also Bodentruppen zurückgreifen. Dass das aber in der Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg ausser ein paar fragwürdigen Erfolge nichts gebracht hat, im Gegenteil, es die Vereinigten Staaten von Amerika IMMER in Bedrängnis brachte, zeigten zuletzt unter anderem die Kriege im Irak und Afghanistan.
Natürlich wird die Operation "Desert Storm" von 1991 als Erfolg gefeiert, immerhin wurde Kuwait von den irakischen Truppen befreit (die Gründe für den Einmarsch der irakischen Truppen nach Kuwait werden bis heute aber absichtlich falsch dargestellt oder erst gar nicht erwähnt, aber das würde jetzt hier zu viel Zeit und Platz einnehmen). Aber wenn "Desert Storm" so ein Erfolg war wie das im allgemeinen behauptet wird, wofür brauchte es die zwölfjährige "Containment Politik" des Iraks und dann die Okkupation des Landes 2003?
Auch die sträfliche Nichtbeachtung des eigenen Kriegsschauplatzes 2001 in Afghanistan führte schliesslich zur Besetzung des Landes durch US/NATO Bodentruppen. Obwohl den "Alliierten" das modernste Kriegsgerät zur Verfügung steht und Obama 35000 zusätzliche Soldaten ins Land brachte, kann keine Rede von irgendeinem Sieg oder Erfolg sein. Insgesamt starben in den letzten 11 Jahren 6631 Amerikaner (Stand 09.11.12) irgendwo in den Bergen und Tälern Afghanistans oder in den Städten Iraks, und mehr als 50`000 wurden seitdem verletzt.

Mit der Einführung der Drohnen sollte sich das nun alles verändern. Anfänglich als Überwachungsgerät gedacht, haben die Drohnen in den letzten zehn Jahren eine Verwandlung zu High Tech Killern vollzogen. Die heutige "Lieblingsdrohne" der US Air Force und der CIA ist die MQ-9 Reaper, die im Factsheet der Air Force als "Ferngesteuertes Jagd/Killer Waffen System" bezeichnet wird.

 
 
 
Und genau das ist der EINZIGE Grund für so eine Drohne: Jagen und Töten!
In den Gebieten in denen diese Drohnen eingesetzt werden, und seit Barack Obama Präsident geworden ist hat sich deren Einsatz mehr als verzehnfacht gegenüber der Administration Bush. Sie sind günstig, verglichen mit Jagdbombern sind sie nahezu lautlos und sie benötigen längst nicht so viel Infrastruktur wie die bemannten Flugzeuge. Und es sterben keine Amerikaner dabei! Der Transport erfolgt ganz einfach in einem Seecontainer bis an den gewünschten Seehafen und wird dann weiter bis zu einer Militärbase per LKW gefahren. Dort erst erwachen die Reaper und Predator zum Leben. Nicht nur diese Namen, Reaper und Predator, wecken in mir eine Analogie zu den Hollywood Filmen wie "Terminator". Aber offenbar nicht nur in mir, denn die "Piloten" (übrigens bildet die Air Force bereits mehr Drohnenpiloten als Kampfjetpiloten aus) nutzten hin und wieder den Ausdruck "Hastala vista, baby" aus "Terminator" wenn eine Hellfire Rakete ihr Ziel liquidierte.
Für die Piloten an ihren Joysticks irgendwo in den USA oder sonst einer Operationsbasis irgendwo auf dieser Welt, gehört das Töten zu ihrem Alltag. Das sie überhaupt solch einer Tätigkeit nachgehen können, dürfen, müssen oder wollen ist bereits kriminell, aber was wirklich schlimm ist, was eine fatale Entwicklung in der zukünftigen Kriegsführung darstellt, ist die Tatsache dass diese "Joystick Killer" Abends nach Hause gehen und mit ihren Kindern im Garten Baseball spielen können. Für sie ist das kein Krieg, sie wissen nicht einmal wie sich Krieg anfühlt. Sie müssen keine Angst um ihr Leben haben, ausser wenn sie vielleicht voller Adrenalin auf dem Heimweg einen Unfall bauen. Sie wissen nicht wie es sich wirklich anfühlt wenn man einen Menschen im Gefecht tötet. Sie haben keine Ahnung was Krieg ist. Genau deshalb können sie ja auch am Abend zu Hause mit ihren Kindern im Garten Baseball spielen. Davon können die viele tausende Soldaten, die von den Schlachtfeldern Afghanistans oder dem Irak nach Hause gekommen sind und unter Post- Traumatischer-Störung leiden, nur träumen.
 
 
 
 
Es sind natürlich nicht nur die Soldaten die traumatisiert zurück kehren. Es ist insbesondere die Zivilbevölkerung von Afghanistan, Pakistan, Jemen, Somalia, ja sogar den Philippinen, die unter diesen unheilvollen, todbringenden Jägern der Lüfte extrem leidet. Nicht nur dass unschuldige Menschen den allergrössten Teil der Opfer darstellen, oder ihr gesamtes Hab und Gut in Schutt und Asche gebombt wurde, sondern die Definition des Weissen Hauses wen es als "legitimes Ziel" betrachtet. Präsident Obama wiederholte immer wieder das er jede einzelne "gezielte Tötung" persönlich genehmigte, das Problem ist aber, dass nach seiner eigenen Definition er "alle wehrfähigen Männer im Kriegsgebiet auch als Kriegsteilnehmer zählt". Das kommt einer Freikarte zum Töten doch ziemlich nahe.
 
Lange wurde das Ausmass des amerikanischen Terrors vor der US-Bevölkerung geheim gehalten, bis dieses Jahr einige Studien veröffentlicht wurden die das Leid der Menschen in diesen "Operationsgebieten der Drohnen" ans Licht brachten. Mit solch grausamen Methoden wie des "second strike", das heisst die Drohnenpiloten feuern eine Hellfire Rakete ab und warten ab bis sich Menschen einfinden die helfen möchten, dann feuern sie noch eine Rakete...  Das gleiche makabre Szenario spielt sich auch oft bei Beerdigungen von getöteten "Zielen" ab, es könnten sich eventuell noch weitere "Ziele" einfinden.
Diese Studien machen aber auch das deutlich was einem der gesunde Menschenverstand vor Augen führt: diese Terrorangriffe (denn nichts anderes sind sie) auf Menschen die nichts mit Organisationen wie Al Qaeda zu tun haben, produzieren genau jenen Hass auf die USA den Obama doch eigentlich stoppen wollte. Ironischerweise hört das Weisse Haus in Washington diese Erkenntnis nicht erst seit diesem Jahr. Bereits 2004 folgerte eine Studie des Pentagons, dass "Muslime nicht unsere Freiheit hassen, sie hassen unsere einseitige Unterstützung für Israel, unsere Unterstützung für islamische Tyrannen in Plätzen wie Ägypten und Saudi Arabien. Und was sie am meisten hassen, ist die amerikanische Besetzung von Afghanistan und Irak!"
 
Seit Jahren ist also bekannt wo das eigentliche Problem liegt und im Grunde genommen wäre damit bereits der Lösungsweg vorgezeichnet. Dass das aber bis heute nicht entsprechend umgesetzt wurde zeigt, dass gar kein Interesse an einer Lösung für alle Länder und involvierten Parteien besteht.
Die USA tun scheinbar alles, um genau da weiter zu machen wovor ihre eigene Studie des Pentagons bereits vor Jahren gewarnt hatte.
In Pakistan erreicht Präsident Obama mit den Drohnenangriffen genau das Gegenteil dessen, was eigentlich das Ziel hätte sein sollen. Das Ziel war es, die Bevölkerung in den Stammesgebieten (aber auch natürlich die gesamte pakistanische Bevölkerung) gegen Al Qaeda und die Taliban aufzubringen, um so diese "Elemente" zu isolieren und ihnen die Rückzugsmöglichkeiten zu nehmen. Aber mit dem Tod aus dem Himmel passiert genau das Gegenteil, nahezu die gesamte Bevölkerung verurteilt die USA für diese Form des Terrorismus und nicht das eigentliche Problem. Die Regierung in Islamabad hatte die Stimmung im Land korrekt eingeordnet und den USA ihre Unterstützung und Genehmigung für die Drohnenangriffe entzogen. Und dennoch werden die Angriffe weiter fortgesetzt. Die CIA schickte bis anhin Faxe mit den ungefähren Angaben der Regionen (keine genauen Anhaltspunkte über mögliche Dörfer oder Ziele) an den pakistanischen Geheimdienst ISI und erhielt eine unterschriebene Kopie zurück. Doch seit dem der Zorn der Pakistanis auf die Amerikaner stetig wächst, kommen keine unterschriebenen Kopien mehr bei der CIA in Langley an. Das wird aber nicht als ein Problem angesehen, sondern man interpretiert diesen Umstand als stillschweigende Akzeptanz und macht einfach weiter. Wie gross die Wut der Pakistaner auf die USA ist, aber auch auf die eigene Regierung weil sie in ihren Augen nichts dagegen unternimmt, zeigen die vielen Demonstrationen die wenig bis gar keine Beachtung bei uns erhalten.
 

 
 
Was in dem ganzen Jubel und Lobpreisungen des "Drohnenkrieges" in den USA untergeht, sind nicht nur die vielen Tragödien um die Opfer und deren Eigentum, sondern auch um die Tatsache dass die Drohne im Grunde ein Instrument für Feiglinge ist.
Damit die Drohnenpiloten ihrer tödlichen "Arbeit" überhaupt erst nachgehen können, setzt eine total ungehinderte Bewegungsfreiheit der Fluggeräte voraus. Obwohl sie schwer bewaffnet sind, sind sie nicht in der Lage sich selbst zu verteidigen oder gar einen Luftkampf zu gewinnen. Die Drohnen werden ausschliesslich nur dort in Kampfeinsätze eingesetzt, wo entweder die US Air Force die totale Luftüberlegenheit besitzt und zuvor sämtliche Luftabwehranlagen am Boden zerstört hat, oder eben in Stammesgebieten wo die Kriegsparteien über keinerlei Flugabwehrraketen oder sonstige Verteidigungsmöglichkeiten verfügen. Es ist eine feige Waffe.
 
Wie gefährlich es für die Drohnen werden kann, vorausgesetzt man entdeckt sie natürlich, zeigte es den USA bereits zweimal der Iran. Erst letzte Woche stiegen zwei veraltete iranische Suchoi-25 in die Luft um eine Predator Drohne der CIA aus dem eigenen Luftraum zu verjagen. Dass es überhaupt bis jetzt jemand gewagt hatte eine Spionagedrohne anzugreifen, sorgte im Pentagon für grosse Überraschung und Aufregung. Prompt nannte man die verantwortlichen iranischen Offiziere als "Fanatiker", weil sie ihren eigenen Luftraum verteidigt haben.
Das war aber nicht der erste Zwischenfall zwischen dem Iran und den USA. Bereits Anfang Dezember 2011 gelang es der iranischen Spionageabwehr, eine bis zum diesem Zeitpunkt höchst geheime Überwachungsdrohne des Typs RQ-170 Sentinel, die tief im iranischen Staatsgebiet Informationen sammelte, unter Kontrolle und in den eigenen Gewahrsam zu bringen. Ein Desaster in den Augen der CIA und des Pentagons. 
Nüchtern betrachtet sieht das "einzige Spiel in der Stadt", um die Worte von Leon Panetta zu zitieren, für mich so aus: so lange die Drohnen ihre tödliche Fracht auf absolut wehrlose Menschen unter ihnen abwerfen können, wo jedermann im Waffenfähigen Alter als Terrorist gilt und von ihnen keinerlei Gefahr für die Drohne, geschweige denn für einen US-Soldaten im "Kampf" ausgeht, so lange geht das absolut in Ordnung und wird vom Friedensnobelpreisträger Barack Obama persönlich genehmigt. Sobald aber es jemand wagt, diese Drohnen anzugreifen weil sie entweder auf Spionageeinsätzen oder "gezielten Tötungs"-Missionen unterwegs sind, der wird als Fanatiker bezeichnet und sollte am besten dafür bestraft werden. Das ist der Krieg der Drohnen.
 
 
 
 




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