Donnerstag, 15. November 2012

Von langer Hand vorbereiteter Krieg in Gaza

Es mehren sich die Anzeichen das Israel wieder einen Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung in Gaza plant. So hat der israelische Ministerpräsident Benyamin Netanyahu eine eilig einberufene Konferenz am 12.11.2012 mit und für ausländische Botschafter in Ashkalon einberufen und dabei verkündet: "Eine Million Israelis, darunter viele kleine Kinder, wie die hier (anwesenden), werden täglich anvisiert, von Menschen die die Areale eingenommen haben die wir verlassen haben, die die Regierung von Israel verlassen hat, (sie) kamen dahin, und verstecken sich jetzt hinter der Zivilbevölkerung während sie auf Zivilisten feuern, auf unsere Kinder feuern. Eine Million Israelis... Wir werden alle nötigen Massnahmen ergreifen um das zu stoppen!"

Bei den "Arealen" die Netanyahu dabei angesprochen hat, handelt es sich um die Stellungen im Gaza Streifen die Israel 2005 unter grossem internationalen Druck verlassen musste. In Englisch bezog er sich noch auf "Menschen" die in diese "Areale" gekommen sind, nur 2 Minuten später wurden aus den Menschen "Terroristen" auf Hebräisch. Das dabei aber eine Million Israelis, ein Achtel der Gesamtbevölkerung, unter ständigem Beschuss leben oder Angst um ihr Leben haben würden, ist nichts weiter als eine reine Panikmache. Diese Angabe von einer Million Israelis bezieht sich auf einen Radius von 40km um den Gaza Streifen.

 
 
Was der israelische Ministerpräsident dabei aber geflissentlich ausgelassen hat, ist die Tatsache dass es sich bei den Raketenangriffen aus Gaza kommend, in 99% der Fälle um selbst hergestellte Qassam (oder auch Katjuscha) Raketen handelt. Selbst die neueste Generation von Qassam Raketen hat aber höchstens eine Reichweite von 12 Kilometer, was natürlich den Radius der möglichen Einschlagorte drastisch reduziert. Es ist natürlich absolut korrekt, dass es in den vergangenen 3 Jahren zu einzelnen Angriffen auf Ashdod und Be`er Sheba kam, beides grössere Städte etwa 40km vom Gaza Streifen entfernt. Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei diesen Raketen um chinesische WS1E handelte deren Reichweite genau dem 40 Kilometerradius entspricht.
 
 
Aber wie gesagt, das waren punktuelle Angriffe der Hamas um eine psychologische Signalwirkung im Bewusstsein der israelischen Bevölkerung zu erzielen. Diese chinesischen Raketen kosten natürlich sehr viel mehr Geld als die eigene Produktion, daher sind mit Sicherheit nicht Tausende davon im Besitz der Hamas um tatsächlich eine Bedrohung für Israel darstellen zu können wie es die israelische Regierung aber darstellt. Es muss an dieser Stelle aber gesagt werden, dass Angriffe auf die Zivilbevölkerung, unabhängig auf welcher Seite, nicht akzeptabel sind!
 
Den Menschen im Gaza Streifen, dem grössten Gefängnis der Welt mit 1.7 Millionen Einwohnern, bleiben leider nicht viele andere Möglichkeiten übrig, als zu solchen drastischen Mitteln zu greifen um auf sich aufmerksam zu machen. Die demokratisch gewählte Hamas Regierung in Gaza wird nach Kräften isoliert und diskreditiert. Gäbe es keine geheimen Tunnel nach Ägypten um alle möglichen Grundnahrungsmittel und Medikamente nach Gaza zu schmuggeln, und ja auch Waffen, würden die Menschen elendig verhungern. Israel kontrolliert und überwacht den Gaza Streifen von nahezu allen Seiten und spielt dabei mit dem Leben der Bevölkerung.
 
Wie pervers Israel mit dem Leben der Palästinenser umgeht, zeigt sich in den "Red Lines"-Dokumenten der Regierung, welche es 2008 erstellt hatte. In diesen Dokumenten hat die Regierung ausgerechnet, wieviel Kalorien ein durchschnittlicher Palästinenser täglich benötigt, um nicht zu verhungern. Das Gesundheitsministerium kam dabei auf 2279 Kalorien, umgerechnet auf die Anzahl der Einwohner im Gaza Streifen würden dafür 170 LKW`s mit Nahrungsmittel pro Tag benötigt. Das allein wäre schon eine Reduktion von 67% gegenüber der Zeit VOR der israelischen Blockade. Doch damit nicht genug. Tatsächlich liess die Armee nach 2008 durchschnittlich nur 67 LKW`s in den Gaza Streifen einreisen, mit der Begründung dass die "Esskultur" in Gaza eine andere wäre (wie oder was anders ist wurde nicht näher erläutert) und deshalb gar nicht alles benötigt würde was die LKW`s geladen haben. Mit den absichtlich langen Grenzkontrollen, dem Umladen und an der Sonne gelagerten verderblichen Gütern, konnten schliesslich auch viele Ladungen nicht mehr weiter transportiert werden.
Das makabre Ziel des israelischen Verteidigungsministeriums dabei war, einen "Wirtschaftskrieg" gegen die Hamas zu führen indem man die Bevölkerung kollektiv bestraft um so eine Aufstand von innen gegen die Hamas zu erzielen. Selbst die UNO warnte davor, dass Gaza bis zum Jahr 2020 nicht mehr "bewohnbar" sein wird wenn sich die Lebensbedingungen nicht dramatisch ändern.
Die Drohung des früheren stellvertretenden Verteidigungsministers und ehemaligem General der Israel Defence Forces (IDF), Matan Vilnai, hallt in diesem Zusammenhang noch immer nach als er im Februar 2008 sagte: "Je mehr Reichweite die Qassam Raketen erreichen und der Beschuss zunimmt, werden sie eine grössere Shoah auf sich bringen weil wir unsere ganze Macht aufbringen werden um uns selbst zu verteidigen."
Shoah ist der hebräische Ausdruck für Holocaust, d.h. der stellvertretende Verteidigungsminister drohte mit der selben Vernichtung der Menschen im Gaza Streifen wie es die Juden in Nazi-Deutschland erleben mussten. Mit der Operation "Cast Leed" im Dezember des gleichen Jahres machte Israel die Drohung auch zur Realität, doch mit der psychologischen Niederlage stand bereits fest, dass das nicht der letzte Krieg gegen Gaza war.
 
Das aber die Menschen in Gaza, unter all dem Leid und psychologischem Trauma das sie tagtäglich erleben, sich immer mehr GEGEN Israel und diese Methoden aufbegehren und eben nicht gegen die Hamas wie es die Planer in Israel gerne gehabt hätten, scheint in der Regierung Netanyahu verstanden worden sein. Israel scheint nun den Konflikt in Syrien dazu nutzen zu wollen, um endlich gegen die Hamas wieder vorgehen zu können. 
 
Das es Netanyahu ernst ist, zeigt sich daran dass die Bevölkerung und auch die internationale Gemeinschaft dafür vorbereitet wird, wie die Konferenz vor den ausländischen Botschaftern zeigte. Auch die israelische Bevölkerung wird entsprechend gewarnt. Der Bildungsminister Gideon Sa`ar bestätigte, dass "eine grossangelegte Operation vorbereitet wird und dafür diplomatische Schritte unternommen werden".  
 
  
 


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