Montag, 4. Februar 2013

Israel weitet den Konflikt aus

Obwohl dieser Post mit etwas Verspätung folgt, hat das Thema kein bisschen an Aktualität verloren. Im Gegenteil, es markiert eine Wende in einem immer gefährlich werdenden Konflikt.
Es geht um den israelischen Angriff von letzter Woche auf Ziele in Syrien. Ganz egal was das Ziel auch gewesen sein mag, es war ein unprovozierter Akt der Gewalt welcher gemäss jeglichen internationalen Konventionen einen Kriegsgrund darstellt.


Augenzeugen berichten von Explosionen in einem Militärkomplex welcher von Raketen getroffen wurde, während die USA und Israel auf ihrer Version eines LKW-Konvois mit Flugabwehrwaffen für die Hezbollah beharren. Aber wie gesagt, unabhängig davon welche Version die Richtige ist, es handelte sich um einen Angriff auf ein souveränes Land welches für Israel keine Gefahr darstellt.
Was in Israel aber als "Problem" hätte betrachtet werden können, formulierte NBC News folgendermassen: "Sie (die angebliche Lieferung von russischen Flugabwehrraketen SA-17) würden Israels kritische Luftfreiheit über Libanon entfernen".

Diese Logik würde tatsächlich dem Weltbild der IDF (Israel Defence Force) entsprechen: wir greifen ein souveränes Land an, damit wir in einem anderen souveränen Land auch weiterhin deren Lufthoheit nach Belieben verletzen können.
Von irgendeiner UN-Verurteilung kann allerdings keine Rede sein, zumal Israel grünes Licht aus Washington erhalten hatte und sogar weitere Angriffe ausführen könnte. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon liess erst nach 3 Tagen ein Statement verlesen, dass er "tiefe Besorgnis über die Berichte von einem israelischen Luftschlag" hegt. Mehr dürfte es nicht werden. Auch hier verhält es sich auffällig nach dem Skript welcher von dem pro-Israel Think Tank "Brookings SABAN Institution" für Syrien entworfen wurde.

Was steckt aber tatsächlich hinter diesem eklatanten Bruch von internationelem Recht? Könnte es sein, dass die Planer von Tel Aviv und Washington versuchen den Iran offen in diesen Konflikt herein zu ziehen? Die Rhetorik aus dem Iran suggeriert zumindest dass diese Falle auch tatsächlich zuschnappen könnte. Nebst massiver Kritik und Verurteilungen aus nahezu sämtlichen arabischen Hauptstädten, äusserte sich auch Teheran in ziemlich eindeutigen Worten: Ein Angriff auf Syrien kommt einem Angriff auf den Iran gleich!
Etwa die gleiche Formulierung nutzte nur ein paar Tage zuvor das Weisse Haus in Bezug auf Israel.

Aber was für Möglichkeiten hätte der Iran überhaupt um Präsident Assad zu Hilfe zu eilen, sollte er tatsächlich darum bitten? Obwohl die iranische Armee in den letzten Jahren ihre Abwehrmöglichkeiten modernisiert und verbessert hat, eignet sich die Armee in keinster Weise für einen Angriffskrieg. Erst recht nicht gegen die hochgerüstete und von amerikanischen Steuerzahlern finanzierte israelische Armee. Die Luftwaffe besteht aus veralteten F-4 Phantom und russischen Suchoi 24 und Suchoi 25 sowie einigen MiG29 (obwohl diese mit eigenen Systemen modernisiert wurden), die Bodenstreitkräfte verfügen in der Mehrzahl über russische T72 Panzer und die Marine über einige Fregatten und U-Boote. Die Revolutionswächter gelten als die effizienteren Streitkräfte und verfügen ebenfalls über Land-Luft- und Seekräfte.
Mit diesen Mitteln lässt sich aber kein klassischer Angriffskrieg führen. Auch nicht mit dem ohne Zweifel grossen Bestand an Mittelstreckenraketen, die durch Israels Abfangsysteme wie "Arrow III", "Iron Dome" oder "David`s Sling" aber kaum eine Chance hätten einen gezielten Schlag zu versetzen. Die US-Streitkräfte rund um den Iran sind in diesem Szenario noch nicht einmal mit berücksichtigt, welche erst kürzlich durch eine Staffel von dem zur Zeit besten Kampfjet der Welt, der F-22, ergänzt wurden.

Der Iran müsste also mit anderen Mitteln zuschlagen um seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, sollte dies überhaupt erwünscht werden. Mit Mitteln die das Land schon seit Jahren anwendet um der Aggression der US-geführten Koalition Einhalt zu gebieten: asymmetrische Kriegsführung.
Mit dieser uralten Taktik gelang es dem Iran immer wieder, die militärische Schlinge etwas zu lockern. Ob im Irak, Afghanistan, Libanon oder auch im Gaza-Streifen, schafften es die USA bzw. Israel trotz totaler militärischer Überlegenheit nicht, ihre Kernziele zu erreichen und müssen sich daher die Definition gefallen lassen, Verlierer zu sein. Und genau so dürfte sich der Konflikt ausweiten. Es werden keine iranische Panzer in Richtung Syrien rollen, dafür müssten sie den ganzen Irak überqueren was den diversen Geheimdiensten nicht entgehen dürfte.

Dass sich Israel tatsächlich eher für solch einen Fall rüstet, deutete der neue Chef der IAF (Israel Air Force) General Amir Eshel an: "Das ist ein Krieg zwischen dem Krieg. Wir arbeiten daran die imminente Bedrohung zu reduzieren, um bessere Bedingungen zu schaffen wo wir Kriege gewinnen können, wenn sie geschehen."
Am Sonntag gab es Meldungen aus dem Libanon, dass Israel auch Ziele der Hezbollah in Tyre/Libanon bombardiert habe, doch wurde das wieder dementiert.

Es bleibt abzuwarten ob Israel auch weitere Angriffe auf ihre Nachbarn fliegen wird, in totaler Missachtung jegliches Rechts, um dadurch einen Flächenbrand zu provozieren. Auf jeden Fall kann dieser Zeitpunkt kein Zufall sein, denn es gehört mittlerweile zum israelischen Repertoir immer dann Krisen herbeizuführen, wenn entweder in den USA Präsidentschaftswahlen anstehen oder die USA auch nur andeuten, einen Dialog mit dem Iran führen zu wollen.
 

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