Montag, 17. Juni 2013

Iran hat gewählt!

Das iranische Volk hat einen neuen Präsidenten gewählt. Mit einer Wahlbeteiligung von über 70%! und einer absoluten Mehrheit von 50.7% landete der Überraschungssieger Hassan Rohani deutlich vor seinen Mitbewerbern auf Platz 1.

Hätte man den westlichen Medien oder offiziellen Verlautbarungen aus dem Weissen Haus in Washington Glauben geschenkt, dann hätte Hassan Rohani niemals gewinnen können oder dürfen. "Khamenei will als nächsten Präsidenten jemanden den er kontrollieren kann" oder "dieses mal wenig Enthusiasmus für Wahlen im Iran" bis hin zu "Khamenei wird wahrscheinlich nicht seine gewünschte hohe Wahlbeteiligung erhalten, sondern Iran wird eher den nächsten Schritt in Richtung Prätorianischen Despotismus nehmen" war so in etwa die Meinung der vielen westlichen Analysten und Exil-Iranern.
Aber auch der Sohn des gestürzten Shah von 1979, "Kronprinz" Reza Pahlavi, rief zusammen mit dem politischen Arm der Terrororgansiation MEK in Paris zum massiven Wahlboykott auf.

Das iranische Volk bewies mit diesen Wahlen einmal mehr, dass bei diesen ganzen Berichten aus dem Westen zum Grossteil die Wunschvorstellung derjeniger als Fakten präsentiert werden, welche eigene Ziele verfolgen die aber nicht mit der Stimmung des iranischen Volkes korrespondieren. Die Iraner bewiesen aber auch, dass es keinen Rückhalt in der Bevölkerung für ein Comeback des "Kronprinzen" oder für die Anführerin der Mujahedeen e-Khalq, beziehungsweise des politischen Arms National Council of Iran, Marjam Rajavi, gibt. Sie alle hofften auf einen Wahlboykott oder mindestens eine niedrige Wahlbeteiligung als klare Protestnote, doch genau das Gegenteil ist passiert.

Es gewann auch nicht ein Kandidat den der Revolutionsführer Khamenei als einen "seiner" Männer bezeichnen könnte und den er "kontrollieren" könnte, wie das in manchen Artikeln so gerne bezeichnet wurde. Seit Ali Khamenei Revolutionsführer wurde nach dem Tod von Khomeini, ist überhaupt noch KEIN EINZIGER Präsident geworden der zu den Loyalisten des Revolutionsführers gehörte!
Dieses Faktum scheinen die Medien entweder zu übersehen, oder es wird absichtlich ignoriert weil es einfach nicht in das Bild passen möchte welches vom Iran gezeichnet wird. Nochmal zur Wiederholung: seit Khamenei Revolutionsführer wurde, gab es nicht einen einzigen Präsidenten der als Favorit Khamenei`s galt. Es war sicher nicht Rafsandjani (von 1989 bis 1997), noch war es Mohammad Khatami (von 1997 bis 2005) und ganz sicher nicht der letzte Präsident Mahmoud Ahmadinejad (von 2005 bis 2013). Und der neue Präsident Hassan Rohani bildet in dieser Reihenfolge keine Ausnahme.

Wie kann man also von einer Diktatur oder manipulierten Wahlen sprechen, wenn es seit 24 Jahren nicht ein einziger Wunschkandidat von Khamenei geschafft hat Präsident zu werden? 

Das iranische System ist sicherlich nicht vergleichbar mit jener in der Schweiz oder Deutschland, das muss es auch nicht sein, es herrscht aber eine gänzlich andere und vor allem offenere politische Kultur als in irgendeinem anderen Land des Persischen Golfes mit absoluten Monarchien. Selbst das amerikanische System ist mit vielen Mängeln behaftet welche von den USA umgehend kritisiert und als nicht legitim bezeichnet werden würde, wenn es in einem Land ausserhalb der US-dominierten Sphäre geschieht.

Gratulation an den neuen Präsidenten Hassan Rohani und Gratulation an das iranische Volk!



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