Dienstag, 6. August 2013

Iran: Wieder sorgen falsche Übersetzungen für Spannungen

Wie bereits im Falle des iranischen ex-Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, sorgt wieder eine falsche Übersetzung des neuen Präsidenten Hassan Rohani für dicke Luft. Er soll anlässlich des Al-Quds (Jerusalem-Tag) Tages in Teheran gesagt haben, dass "Israel die Wunde im Körper der Muslime" ist. Das Nachrichtenportal "Online Focus" sprach gar von einer Hetzrede, "ähnlich der radikalen Töne von Vorgänger Ahmadinejad".
Obwohl Ahmadinejad tatsächlich bei der Amtsübergabe einen weiteren Seitenhieb in Richtung Israel feuerte: "Ich informiere euch mit Gott als meinen Zeugen, ein schrecklicher Sturm ist unterwegs der die Basis des Zionismus entwurzeln wird".
Auch wenn mich jetzt Kritiker als einen Verteidiger von Ahmadinejad bezeichnen, aber dass was er da gesagt hat, bedeutet in keinster Weise dass Israel oder die Juden vernichtet werden müssen oder was sonst noch so alles in den Medien geschrieben wurde. Er hat ganz klar den Zionismus angesprochen und ich bin mir 1000%ig sicher, dass weder jeder Jude noch jeder Israeli sich als Zionist betrachtet. Betrachtet man die immer grösser werdende internationale Isolation Israels, welches die Konsequenz der langen Jahre der zerstörerischen Politik ist welche durch Kriege, Besatzung, Unterdrückung und Terror geprägt wurde und sich selbst religiöser Zionismus definiert, dann war es nicht nur ein Seitenhieb Ahmadinejad`s, sondern auch eine Reflektion der Realität.

Aber zurück zu dem was Präsident Rohani gesagt haben soll, und was er tatsächlich gesagt hat. Auch wenn Online Focus (und die allermeisten anderen Medien auch) sich wie gierige Wölfe auf eine Lüge gestürzt haben um einen reisserischen Bericht an den Mann/Frau zu bringen, war die Rede von Rohani alles andere als eine Hetzrede wie es hierzulande benannt wurde.
Hier ist es was Präsident Rohani anlässlich des Al-Quds Tages zu sagen hatte:

"Der Tag von Quds (Jerusalem), welcher eines der Erinnerungen an den Imam (Khomeini) ist - möge er in Gottes Paradies Zugang finden - ist der Tag wo die Menschen die Einheit der Islamischen Welt gegen jegliche Form von Tyrannei und Aggression zeigen. Auf jeden Fall, in unserer Region, sass eine Wunde auf dem Körper der Islamischen Welt viele Jahre lang, im Schatten der Besetzung des Heiligen Landes (Palästina) und des geliebten Quds (Jerusalem). Dieser Tag ist im Grunde eine Erinnerung daran, dass das muslimische Volk nicht ihr historisches Recht vergessen wird und es auch weiter gegen Aggression und Tyrannei stehen wird."

Keine Spur von Hetzrede, kein Aufruf zur Zerstörung von Israel, keine Krebsgeschwür-Analogie und erst Recht nicht radikal wie von Online Focus geschildert. Ist es nicht eine Schande, dass ausgerechnet eine israelische Tageszeitung diese falsche Übersetzung als solche bezeichnet, und sogar noch die respektlose Reaktion darauf von Ministerpräsident Binyamin Netanyahu in Frage stellt, aber unsere deutschsprachigen Medien dafür (zumindest bisher) nicht in der Lage sind? Müssen deutsche Medien zionistischer sein als die israelischen? Nur der Vollständigkeit halber, es sind nicht nur deutsche Medien die umgehend auf diesen Zug aufgestiegen sind. Auch US-Medien haben diese falsche Übersetzung in die Welt gesetzt, doch haben einige ziemlich schnell den Fehler zugegeben und die Berichterstattung entsprechend abgeändert.




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