Samstag, 12. Juli 2014

Propaganda zu Gaza Krieg `14

Die Lieblingsfrage der israelischen Hasbara (Propaganda) lautet: was würdet ihr in Berlin, Paris, London oder sonstwo an unserer Stelle tun? Würdet ihr den ständigen Raketenbeschuss von einer Terrororganisation einfach so hinnehmen?

Der Neokonservative Kriegstreiber und Berater von John McCain, Daniel Pipes, geht sogar noch einen Schritt weiter und schreibt in seinem Blog: "Warum hat dann die Hamas einen Krieg mit Israel provoziert? Ohne jeglichen Grund begannen sie mit Raketenangriffen am 11. Juni und beendeten den Waffenstillstand vom November 2012."

Diese Sichtweise übernahmen nahezu sämtliche westliche Medien ohne sich die Mühe gemacht zu haben die Fakten zu überprüfen. Bleibt man nämlich bei der israelischen Hasbara oder Propaganda, dann könnte sich durchaus der Eindrück erhärten, als ob Israel tatsächlich lediglich das Opfer von "wahllosem Raketenbeschuss" ist - um beim Terminus der Europäischen Union zu bleiben - und sich nun einfach verteidigen muss um dem Ganzen ein Ende zu bereiten. So gesehen würde also die Lieblingsfrage nach "was würdet ihr in Berlin usw. machen" absolut Sinn ergeben.

Nur ist die Realität wie so oft ein ganz andere. Schauen wir uns mal den Bericht von einer unabhängigen Organisation in Gaza Stadt an, die von der Europäischen Kommission für humanitäre Hilfe unterstützt und von der internationalen Care Organisation mit Sitz im schweizerischen Genf ins Leben gerufen wurde. Die Rede ist von GANSO, Gaza Strip NGO Safety Office Project.
GANSO registriert jede Art von Gewalttat die innerhalb, von und zum Gaza Streifen begangen wird die im Zusammenhang mit der Beziehung von Gaza und Israel steht. Und da steht folgendes für den Zeitraum vom 29.05.14 - 11.06.14 geschrieben:
"Entsprechend dem augenscheinlichen Trend von relativem Frieden und Ruhe, ist die Anzahl von Grenzbeschuss Vorfällen von neun auf drei gefallen und der Beschuss von der See von neun auf sieben. Ausser dem einen Zwischenfall wo israelische Kräfte an der Grenze auf eine abgefeuerte Rakete reagierten, gab es keinen aktiven Austausch von Feuergefechten an der Grenze."

Und dieser eine Vorfall der in diesem Bericht erwähnt wird wo eine Rakete aus dem Gaza Streifen abgefeuert wurde, wird von Daniel Pipes als der Anfang des "provozierten Krieges mit Israel" durch die Hamas betrachtet. Das Problem an der ganzen Sache ist aber, dass diese Rakete gar nicht von der Hamas oder ihrem militärischen Flügel abgefeuert wurde. Innerhalb des Gaza Streifens gibt es verschiedene Organisationen die um die Vorherrschaft mit der Hamas buhlen, darunter tatsächliche Terrororganisationen wie Global Jihad. Diese eine Rakete die am 11. Juni abgefeuert wurde, stammte vermutlich von solch einer Organisationen, da der Zusammenschluss zwischen Hamas und Fatah unter einer Einheitsregierung massiv kritisiert wurde. Die Hoffnung war, dass durch den Beschuss Israel nicht lange mit einer Antwort auf sich warten lässt und die für den 12. Juni geplante Vereidigung der Einheitsregierung zum Scheitern kommt. Israel liess in der Folge auch nicht lange mit einer Antwort warten, nur fiel sie nicht so aus wie sich die Urheber dieses Anschlags das erhofft hatten. Die Israel Air Force führte eine "gezielte Tötung" durch; ein Mann der Terrorgruppe Global Jihad war dabei das Opfer.
Nur zwei Tage später wurden dann die drei israelischen Jugendlichen aus einer illegalen Siedlung in der West Bank entführt.

In dem darauffolgenden Bericht hält auch GANSO fest, dass der vermeintliche Trend von "relativem Frieden und Ruhe" vorbei war, nachdem Ministerpräsident Netanyahu umgehend die Hamas für die Entführung verantwortlich gemacht hat und auch sofort begonnen hatte, gegen die Hamas loszuschlagen. Mit Verhaftungen von Hamas Mitgliedern, die erst ein paar Wochen zuvor aufgrund der Vereinbarung zu den schliesslich gescheiterten "Friedensverhandlungen" aus den Gefängnissen entlassen wurden, gab Netanyahu auch in diesem Punkt klein bei, da die Entlassungen an sich bereits seine Regierungskoalition fast zum zerbrechen brachte (siehe auch "Lässt Israel die "Friedensverhandlungen" platzen?" und "Die Luft wird dünn für Netanyahu").

Am 8. Juli lautete dann der Befehl gemäss Brigade General Moti Almoz: "Wir wurden von der politischen Führung instruiert, hart gegen die Hamas zuzuschlagen". Das Problem an der ganzen Sache mit dem "hart zuschlagen" aber zeigte sich bereits am nächsten Tag, als die israelische Armee zugeben musste dass ihnen die militärischen Ziele der Hamas ausgegangen sind und man deshalb "sekundäre Ziele" bombardiert. In einem Gebiet wo auf einem Quadratmeter Land so viel Menschen wie nirgendwo sonst auf der Welt leben, bedeuten "sekundäre Ziele" zwangsläufig sehr viele unschuldige Opfer. Das hat nichts mit der weiteren israelischen Hasbara von der "moralsten Armee der Welt" zu tun oder dass man "alles erdenliche unternimmt um die Zivilbevölkerung zu beschützen". Gemäss der UN sind 77% der Opfer (Stand 11.07.14) unschuldige Zivilisten und 512 Häuser wurden entweder zerstört oder stark beschädigt.

Zurück zu der Frage ob Berlin, London, Paris oder Washington einfach so den "ständigen" Raketenbeschuss hinnehmen würden oder auch ihre Bevölkerung verteidigen würden. Und in dem unsere Regierungen auf diesen Propagandatrick hereinfallen und Netanyahu sogar den Rücken stärken, tragen sie eine Mitverantwortung an dem so brutal hohen Anteil von 77% von getöteten Zivilisten. Obwohl keine der Regierungen es zulassen würde dass man sie mit Raketen beschiesst und die eigene Bevölkerung solch einer Bedrohung aussetzt, was auch absolut so sein soll, so haben aber keine dieser Länder solche Ghettos wie Israel im Gaza Streifen eingerichtet, wo sie über 1.7 Millionen Menschen eingepfercht haben und von wo aus diese Raketen abgefeuert werden.
Das ist ein gewaltiger Unterschied, der aber von unseren Medien ebenfalls nicht bemerkt wird. Die Hasbara hat unsere Hauptstädte völlig im Griff.



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