Mittwoch, 12. November 2014

So wird Meinung gebildet...

Die meisten Menschen die sich bei Blogs oder anderen alternativen Informationsquellen umsehen um an Informationen zu kommen, haben alle eines gemein: einen Bedarf an Informationen die sie in den angestammten Medienquellen wie TV, Zeitungen, Magazine oder deren Onlineportalen nicht finden.

Würden diese angestammten Medienquellen - oder Mainstream Medien - ihrer journalistischen Verpflichtung nachkommen, dann würde es solche Blogs weder geben noch benötigen. Insbesondere in den letzten Jahren haben wir immer wieder gehört, dass aufgrund von sinkenden Verkaufszahlen der Printmedien Einsparungen notwendig sind. Natürlich müssen auch die Redaktionen der Online-Zeitungen sparen, weshalb sowohl Print- als auch Onlinemedien vermehrt nach freien Journalisten greifen und die bestehenden Redakteure mit Zusatzaufgaben vollpacken, welche zuvor von anderen Mitarbeitern gemacht wurden und sie am Ende in der Qualität der Kernaufgabe beeinträchtigen.

Freie Journalisten haben es noch schwerer. Wenn man nicht gerade zu der seltenen Spezies gehört die einen festen Auftraggeber haben, dann muss man um die Kunden, sprich Redakteure kämpfen. Und da fängt das Problem der Berichterstattung bereits an. Will man als freier Journalist Geld verdienen, muss man zwangsläufig etwas schreiben was Aussicht auf Erfolg hat, d.h. was ein Redakteur dann auch annimmt. Gerade bei Artikeln über geopolitische Entwicklungen ist das aber ein Problem. Entscheidet sich die Redaktion das Kind nicht beim Namen zu nennen, wie das Beispiel von ARD und ZDF gezeigt hat als man die Rolle von Nazis in der ukrainischen Armee einfach ignorierte, dann wird es schwer darüber zu berichten was tatsächlich geschieht wenn man dadurch kein Geld verdient. Indem aber kritische Berichte über ein Thema einfach ignoriert werden welche grundsätzlich einem nationalen Konsens folgen, wie zum Beispiel die allgemeine Verurteilung Russlands oder Putins in der Ukraine Krise oder alles was mit Israel zu tun hat, dann wird dafür gesorgt dass sich im Volk eine gewisse "Idealmeinung" bildet. Wie ernst die Lage in unserer Medienlandschaft ist, deutete beispielsweise der schweizerische Bundespräsident Ueli Maurer beim letztjährigen Schweizer Medienkongress an, als er von "Medienkontrolle" durch die paar verbliebenen Medienhäuser sprach und dafür Pfiffe und Buhrufe von den anwesenden Gästen erhielt.

Ob es nun Medienkontrolle durch die schiere Macht der Branchenriesen ist (in der Schweiz kontrollieren 3 Medienhäuser 82% des Pressemarktes / in Deutschland kontrolliert allein der Axel Springer Verlag fast 79% der sogenannten Kaufzeitungen und 60% der Sonntagszeitungen) oder die Entwicklung zum freien Journalismus mit allen seinen Konsequenzen, das Ergebnis bleibt das gleiche: wir werden nicht korrekt informiert.

Der Axel Springer Verlag geht da sogar noch einen Schritt weiter als die meisten anderen. Mit seinen Unternehmensprinzipien gibt der Verlag die Richtung vor nach welcher sich die Redakteure und Journalisten halten müssen, da sie Bestandteil des Arbeitsvertrages sind die jeder unterschreiben muss. Die Unternehmensprinzipien des grössten Medienkonzerns Deutschlands bestehen aus fünf Punkten:
  1. Die Freiheit und das Gesetz in Deutschland zu wahren, einem Land das zur westlichen Familie der Nationen gehört, und die Vereinigung der Völker in Europa zu fördern.
  2. Die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen zu fördern und die vitalen Rechte des Staates Israel zu unterstützen.
  3. Die transatlantische Allianz zu unterstützen und die Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika mit den gemeinsamen Werten der Nationen zu pflegen.
  4. Alle Formen von politischem Extremismus abzulehnen.
  5. Die Prinzipien einer freien sozialen Marktwirtschaft zu wahren. 
Das ist der Rahmen in welchem die Berichterstattung in den Blättern des Axel Springer Verlags stattfinden soll. Auch wenn es vielleicht keine direkte Anordnung geben sollte wie die Berichterstattung erfolgen soll, so gibt es doch diese Prinzipien die jeder Redakteur und Journalist in seinem Vertrag stehen hat und die publizierten Berichte zumindest in diesem Geist verfasst sein müssen. Andernfalls machen die Prinzipien ja gar keinen Sinn.

Deshalb findet man keinerlei kritischen Berichte über Israel`s Politik, da man sich ja der Einhaltung der "vitalen Rechte des Staates Israel" selbst verpflichtet hat. Und genau aus diesem Grund findet man auch keine neutrale Position in der Palästina (oder Iran-) Frage, sondern im Zweifel eine eindeutige pro-Israel Position. Im letzten Bericht habe ich geschrieben wie deutsche Politiker eine Debatte über Israel`s Verbrechen verhindern wollten und am Ende dann ziemlich blossgestellt wurden, als die Debatte trotzdem stattfand. Und wie hat die Bild-Zeitung, die zum Axel Springer Verlag gehört, über diesen Vorfall berichtet? "Irre Israel-Hasser verfolgen Gysi bis aufs Klo" war der Titel dazu.
Diese eindeutige Positionierung hinter die offizielle israelische Politik ist es die solch einen Bericht erst ermöglicht haben. Nun ist die Bild-Zeitung natürlich nicht berühmt für ihren qualitativ hochstehenden Journalismus, aber dennoch übermittelt man allen Leserinnen und Lesern die Max Blumenthal oder David Sheen nicht kennen ein Bild, das völlig realitätsfremd ist und gleichzeitig aber den Unternehmensprinzipien entspricht.

Wie kann man aber von einem offenen, kritischen, neutralen Journalismus in Deutschland sprechen wenn der grösste Medienkonzern des Landes durch seine eigenen Unternehmensprinzipien die Richtung der Berichterstattung vorgibt?




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