Montag, 25. April 2016

Deutsche Medien auf anti-russischer Stimmungmache

Zuerst waren es die sogenannten "Panama-Papers", wo die Süddeutsche Zeitung fast täglich in ihren Artikeln den russischen Präsidenten Wladimir Putin erwähnt, obwohl er in keinem einzigen der 11.5 Millionen Dokumenten vorkommt. Dann kam der Aufreisser in der BILD und anderen Zeitungen über "Putin`s Geheimarmee in Deutschland" (und ja, sogar von "russischen Paramilitärs in den schweizer Alpen" ist die Rede) und nun "russische Pflegedienste", die Deutschland um Milliarden von Euros bringen. Geht es nach Boris Reitschuster, der das Thema der angeblichen russischen Destabilisierung von Deutschland und der ganzen Europäischen Union in den letzten Tagen und Wochen breit trägt, dann greift uns Russland gerade an und wir merken es nicht mal. Wir sind halt "naiv", sagt Reitschuster. Ansonsten würden wir schon merken, daß Russland gerade dabei ist, "unsere Gesellschaft zu unterwandern, unsere Elite zu korrumpieren" und last but not least, "Angela Merkel zu stürzen".

Und selbstverständlich ist Wladimir Putin auch für die Flüchtlingswelle verantwortlich, die sich bekanntlich hauptsächlich nach Deutschland bewegt, um - wie soll es anders sein - "Angela Merkel zu stürzen". Das meinte zumindest Benjamin Prüfer in einem Beitrag in der deutschen Ausgabe der Huffington Post.

Betrachtet man sich nun diese ganzen Berichte, könnte es einem tatsächlich Angst und Bange werden in Deutschland. Immerhin befinden wir uns ja laut Boris Reitschuster in einem Krieg mit Russland und irgendwie scheint dieser Wladimir Putin ein ausgebuffter Krieger zu sein. Weil er einen Krieg gegen uns führt und wir von alledem, abgesehen von den Medienberichten, nichts bemerken. Aber dank dem ehemaligen Focus-Korrespondenten in Moskau, Herr Reitschuster, wissen wir ja woran das liegt: wir sind eben naiv.

Hat er damit vielleicht sogar recht? Nehmen wir nur mal die zwei Beispiele der "Geheimarmeen" und der "russischen Pflegedienste", um die sich nun der deutsche Gesundheitsminister Hermann Gröhe höchstpersönlich kümmern will.

In seinem Buch "Putins verdeckter Krieg" behauptet Boris Reitschuster, daß die deutschen SYSTEMA-Kampfsportschulen (eine äußerst effektive russische Kampfsportart) im Grunde zu einem "geheimen Netzwerk" von Agenten (oder "Sumpfs", wie es Reitschuster bezeichnet) gehören, die durch den russischen Präsidenten Putin jederzeit aktiviert werden können. Dabei nennt er gezielt die im bayerischen Augsburg ansässige SYSTEMA-Kampfsportschule von Andreas Weitzel. Für die BILD-Zeitung war das natürlich ein gefundenes Fressen und wurde gebührend in einem Artikel ausgeschlachtet. Um den Schein einer objektiven Berichterstattung zu wahren, kontaktierte die BILD den Augsburger Andreas Weitzel für ein Interview. Nur drei Stunden vor dem vereinbarten Zeitpunkt, sagte laut Facebook-Eintrag von Weitzel die BILD das Interview ohne Angabe von Gründen einfach ab. Statt der Möglichkeit einer Gegendarstellung der Geschichte bei der BILD, gab es dann ein Interview bei RT Deutsch und einen schalen Nachgeschmack bei der Regionalzeitung Augsburger Nachrichten.

Ähnlich verhält es sich bei den nun ganz aktuellen Berichten über "russische Pflegedienste", die von sämtlichen Medien hoch und runter gespielt werden.

Angefangen hat es mit diesem Artikel bei der zur Springer Gruppe gehörenden Welt in Zusammenarbeit mit dem BR.  Der Titel des Artikels "So funktioniert der Milliarden-Betrug der Pflege-Mafia" unter der Rubrik "Russische Banden", ist doch schon Programm. Möchte man zumindest meinen.

Und tatsächlich, man wird nicht enttäuscht. Schon der allererste Satz im Blickfeld unter dem Titel beginnt mit: "Sie kommen meist aus Russland, sie sind professionell - und raffiniert." Für den durchschnittlichen Leser reicht diese Information völlig aus. Schon wieder die Russen, wird er sich denken und den langen Artikel nicht mehr zu Ende lesen. Gibt er dann vielleicht doch noch bei Google das Suchwort "Pflegebetrug" ein, sieht er genau das:


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