Donnerstag, 23. Februar 2017

Afghanistan: Spannungen zwischen USA und Russland nehmen zu

Seit Oktober 2001 befinden sich US-Truppen in Afghanistan im Kriegseinsatz. Mit über fünfzehn Jahren ist einer der längsten Einsätze in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika und der Längste der von den USA dominierten NATO-Allianz. Eigentlich hätte die NATO-Mission ISAF bereits vor zwei Jahren beendet, die Soldaten wieder in die Kasernen ihrer Heimatländer zurückbeordert sein müssen. Mit dem Nachfolgeeinsatz der NATO, Operation Resolute Support, sollten nur noch afghanische Sicherheitskräfte "ausgebildet, beraten und assistiert" werden. Zu den 13.459 NATO-Soldaten (Stand Februar 2017) aus 39 Ländern, darunter auch Deutschland, kommt noch eine unbekannte Zahl von US-Spezialkommandos der Armee, CIA-Paramilitärs und Söldner.

Nach so vielen Jahren erinnert sich kaum mehr jemand über den eigentlichen Grund für den Krieg, warum am 7. Oktober 2001 amerikanische und britische Bomber über Afghanistan aufgetaucht sind und ihre tödliche Fracht über Dörfer und Städte abgeworfen haben. Dabei ist es eine Ironie der Geschichte, dass der damalige US-Präsident George W. Bush und sein Verteidigungsminister Donald Rumsfeld um jeden Preis das gleiche Schicksal verhindern wollten, welches die Sowjetunion in Afghanistan erlitten hat. "Wir haben in acht Wochen das geschafft, was die Russen in zehn Jahren nicht geschafft haben", freute sich Generalleutnant "Rifle" DeLong am 7. Dezember 2001, als eine Handvoll von Green Berets, CIA`s Jawbreaker Team und die afghanische Rebellen der Nordallianz in Kabul einmarschiert waren. Wie sich nun herausgestellt hat, freute sich der damals stellvertretende CENTCOM-Kommandeur viel zu früh.

Denn nur ein paar Tage später, zwischen 9. und 16. Dezember, hätte die ganze Episode um den "Krieg gegen den Terror" beendet sein können und Al Qaida beziehungsweise Osama bin Laden wären Geschichte gewesen. Von den verschwendeten Billiarden US-Dollar für diesen jahrelangen, sinnlosen Krieg gar nicht erst zu sprechen.  Das aufgewendete Geld für den Aufbau von Afghanistan, hat selbst die Summe des Marshall-Plans nach dem Zweiten Weltkrieg überstiegen, wie Senator Peters in einer Senatsanhörung konsterniert festgestellt hat. Die Welt wäre heute mit Sicherheit eine andere gewesen, hätten Donald Rumsfeld und CENTCOM-Kommandeur Tommy Franks nicht brutale Fehlentscheidungen getroffen. Die paramilitärische Einheiten der CIA und die Green Berets, unter der Leitung von Major Dalton Fury (ein Pseudonym das er bis heute für offizielle Auftritte benutzt), haben Bin Laden und seine "Araber" in den Höhlen von Tora Bora ausgemacht, einem Höhlenkomplex in den Weissen Bergen im Osten des Landes. Während die amerikanischen Spezialkommandos maximal hundert Mann ausmachten, begleiteten sie etwa 3000 Afghanen der Nordallianz, denen laut Befehl aus dem Pentagon die Hauptaufgabe bei der Gefangennahme von Bin Laden und seinen Al Qaida Männern zufallen sollte.

Doch trotz der hunderttausenden von US-Dollar die das CIA-Team unter Jawbreaker an die Afghanen ausbezahlt hat, erwiesen sie sich als untauglich für diese Operation. Nicht wenige von ihnen sympathisierten mit dem arabischen Scheich, wie Bin Laden allgemein bekannt war, und liessen wenig Interesse an dessen Gefangennahme bekunden. Sowohl Major Fury als auch die CIA forderten mehrmals die Entsendung von zusätzlichen US-Spezialkräften an, aber sowohl Rumsfeld als auch Franks wollten nichts davon wissen. Wie wir heute wissen, waren sie seit dem 21. November 2001 bereits mit der Planung für die Irak-Invasion beschäftigt und wollten kein zusätzliches Risiko für US-Soldaten eingehen. So entkamen Osama bin Laden und rund 300 seiner besten Al Qaida Männer nach Pakistan, von wo aus sie die pakistanischen Taliban in ihrem Kampf gegen die USA und die pakistanische Regierung unternahmen. Noch am 30. November 2009 sorgte dieser strategische Fehler der US-Regierung für hochrote Köpfe im US-Kongress, als John Kerry über dessen Auswirkungen berichtete.

Wie der damals zuständige CENTCOM-Kommandeur Tommy Franks dieses Tora Bora Debakel als Erfolg bewerten kann, bleibt für viele ein Rätsel. Fakt ist, dass durch seine Fehleinschätzung und Unterwürfigkeit gegenüber Donald Rumsfeld, eine Eigendynamik des Krieges entwickelt hat, die ganze Länder aufgefressen und hunderttausenden Menschen das Leben gekostet hat. Dieser Krieg war es denn auch, der tausende von Muslime radikalisiert und am Ende in die Hände der Propagandisten von ISIS getrieben hat, die von den Aufrufen der wahhabitischen Mullahs zum Kampf gegen die Ungläubigen nicht viel Rekrutierungsarbeit leisten mussten.

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