Sonntag, 24. September 2017

Moskaus genialer Schachzug könnte tausende Menschenleben retten

Seit Ausbruch des Krieges im Osten der Ukraine und der de-facto Abspaltung der selbsternannten Volksrepubliken von Donezk und Lugansk, wird ununterbrochen von Seiten der Medien und Politik behauptet, Russland sei an allem schuld. Russland habe Truppen entsandt, um sein Territorium zu vergrössern. Russland möchte zu alter imperialer Grösse gelangen. Russland will Europa spalten. Russland ist die grösste Bedrohung für die Demokratie in Europa. Russland muss das Abkommen von Minsk umsetzen. Und ganz nebenbei wurde Russland offiziell zum Feind der NATO, aber auch Deutschlands erklärt.

Das sind alles Bezeichnungen, die in enger Symbiose mit den Nachrichten in den Vereinigten Staaten von Amerika stehen. Deshalb war es auch nicht notwendig, nach US-Quellen für die oben genannten Bezeichnungen zu suchen, da man sie nahezu Eins zu Eins auch in den USA gefunden hätte. Wieso das so ist, hat die in der Schweiz ansässige Swiss Propaganda Research in ihrer Studie "Die Propaganda-Matrix" wunderschön dargestellt:




Man kann hier sehr gut erkennen, wie die Medienlandschaft Deutschlands und der Schweiz nicht nur innerhalb von wenigen Unternehmensgruppen gebündelt ist, sondern wie sie auch in Verbindung zu amerikanischen Institutionen, und dadurch auch indirekt zur US-Regierung stehen. Das hat nichts mit Verschwörung zu tun: es ist lediglich eine bildliche Darstellung einer höchst effektiven Organisation.

Gerade was Deutschland betrifft, so darf man die Ursprünge der deutschen Nachkriegszeitlichen Medienunternehmen nicht aus den Augen verlieren. Dazu heisst es weiter bei Swiss Propaganda Research:
"Die traditionellen Medien in (West-)Deutschland wurden nach dem Krieg in einem alliierten Lizenzverfahren gegründet und mit sorgfältig ausgewählten Verlegern und Chef­redakteuren besetzt – Strukturen, die sich über verwandtschaftliche und andere Beziehungen bis heute erhalten haben."

Der Grundstein für eine US-konforme Berichterstattung wurde also mit dem "alliierten Lizenzverfahren" gelegt, was nichts anderes bedeutet, als dass nur diejenigen eine Lizenz erhalten haben, die in ihrer Berichterstattung nicht aus der Reihe tanzten. Ein Blick auf die Unternehmensprinzipien der Axel Springer Mediengruppe, zu der sich jede(r) Journalist(in) bei Stellenantritt verpflichten muss, zeigt schnell, in welche Richtung die Meinungsbildung gehen soll. Als sich deswegen der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer beim Jahreskongress der Zeitungsverleger 2013 im idyllischen Interlaken über die "Gleichschaltung der Medien" beschwerte, wurde er von den anwesenden Medienvertretern ausgebuht und ausgepfiffen.

Es darf daher nicht überraschen, dass wir über den Krieg im Donbass so gut wie gar nichts hören. Und wenn dann zum Beispiel Golineh Atai, Korrespondentin beim deutschen Staatssender ARD, über den Krieg berichtet, wird man das Wort "Krieg", um die Situation zu beschreiben, nicht hören. Stattdessen ist es lediglich ein "Konflikt", während es in Syrien ein "Bürgerkrieg" ist, wie es in den Tagesthemen vom 10. Mai 2017 hiess. Interessant ist auch, wie Frau Atai die selbsternannten Volksrepubliken von Donezk und Lugansk nennt: besetztes Separatistengebiet.

Von wem genau das "Separatistengebiet" besetzt sein soll, liess die ARD-Moskau-Korrespondentin allerdings offen. Ebenso im Dunklen liess sie ihre Zuschauer über die Frage, wer denn die tatsächliche Kontrolle an jenem "Grenzverkehr zwischen ukrainischem Staatsgebiet, und dem besetzten Separatistengebiet" auf ukrainischer Seite ausübt. Es sind die nicht genannten Details, wie zum Beispiel die rot/schwarze Fahne an dem genannten Grenzübergang im Bericht, die dem gewünschten Narrativ widersprechen. Wenn Golineh Atai über ein "besetztes" Gebiet spricht, dann suggeriert sie damit, dass es eigentlich nur Russland sein kann. Deshalb will diese rot/schwarze Fahne auch überhaupt nicht ins Bild passen, gehört diese doch dem Nazismus nahestehendem Rechten Sektor. Was auf der einen Seite mit blosser Suggestion behauptet wird, wird auf der anderen Seite sofort mit der Tatsache entkräftet, dass Nazis den im Bericht genannten Grenzübergang kontrollieren.


Der letzte Satz von Golineh Atai ist hingegen äusserst brisant:
"Die Mehrheit der Ukrainer ist nach wie vor nicht bereit, einen Frieden umzusetzen, der ihnen nach Moskauer Bedingungen auferlegt wurde."
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Sonntag, 17. September 2017

Wohin mit den IS-Terroristen?

Das selbsternannte Kalifat des Islamischen Staates (IS, ISIS, Daesh) auf dem Territorium der Iraks und Syriens existiert nicht mehr. Natürlich gibt es noch einige wenige Gebiete, die unter IS-Kontrolle stehen. Aber das hat nichts mehr mit jenem Gebilde gemein, als die irakische Millionenstadt Mossul nahezu kampflos - und wie im Nachhinein bekannt wurde, auch absichtlich -  im Juni 2014 in die Hände der wahhabitischen Terroristen des IS fiel. Als sich Abu Bakr al-Baghdadi (sein richtiger Name ist Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri) zum Kalifen in der altehrwürdigen Al-Nuri Moschee in Mossul ernennen liess, schien der langersehnte Traum von tausenden Islamisten weltweit endlich in Erfüllung gegangen sein: die Wiederrichtung des islamischen Kalifats auf historischem Boden, wo es vor über 1300 Jahren seinen Anfang nahm.

Obwohl unter der Flagge des IS auch viele ehemalige säkulare Offiziere und Generäle der von den Amerikanern aufgelösten irakischen Armee kämpften, die zwar Sunniten sind, aber sonst mit dem religiösen Fanatismus nichts am Hut hatten, ist die treibende Kraft hinter dem "Phänomen" Islamischer Staat die Ideologie des aus dem Wüstenreich der Arabischen Halbinsel stammenden Wahhabismus. Ohne zu verstehen, was hinter dieser Ideologie steckt, kann man auch nicht verstehen, was die Ziele des IS sind und weshalb trotz all dem brutalen Blutvergiessen, die Unterstützung von Teilen der Bevölkerungen in den verschiedenen Ländern ungebrochen ist.

Die Ideologie des Wahhabismus geht davon aus, die einzig wahre Monotheistische Lehre zu sein, auch innerhalb des Islam. Alle anderen Religionen gelten als kufr (Unglaube) oder shirk (Polytheismus, Götzendienst), die es entweder auszumerzen oder dem wahren Glauben zuzuführen gilt. Und wie schon im 18./19./20. Jahrhundert, als der Wahhabismus in der arabischen Provinz Nadschd Fuss fasste und sich unter dem Klan der Al-Saud ausbreitete, um die Ungläubigen zum tauhid (Monotheismus) nach ihrer eigenen Lesart zu bekehren, agiert heute der sogenannte Islamische Staat. Es geht nicht so sehr um die Errichtung eines Staates, der nach dem Koran und der Scharia aufgebaut ist, sondern viel mehr darum, in einem ersten Schritt die vorwiegend muslimischen Länder aus ihrem Zustand - aus der Sicht der Wahhabiten - des kufr zu "befreien". Ist dieser Idealzustand des tauhid erst einmal erreicht, sollen auch die anderen Länder mit einer muslimischen Minderheit "befreit" werden. Dazu zählen insbesondere Länder wie Spanien (das ehemalige Al-Andalus), Frankreich, Belgien, Deutschland, Grossbritannien und die USA.

Abu Bakr Naji, ehemaliger Chefideologe von Al Kaida, der geistigen Vorgängerorganisation des IS, schrieb in seinem Buch "Das Management der Barbarei", wie die Dschihadisten ihren Dschihad auffassen:
"Unsere Schlacht ist eine Schlacht des Monotheismus gegen den Unglauben, Glaube gegen Polytheismus. Es ist keine wirtschaftliche, politische oder soziale Schlacht. 
Nach diesem "Handbuch des Dschihadismus", wie das Buch auch genannt wird, handelt auch der IS. Was aber viel wichtiger ist, es ist keine Neudefinition von Abu Bakr Naji gewesen, sondern stammt direkt aus den Ideen des Vaters des Wahhabismus, Mohammed Abd al-Wahhab. Es ist genau dieselbe Ideologie, die auch im modernen Saudi-Arabien als Staatsreligion verankert ist, und stellt deshalb eine unmittelbare Gefahr für das Herrscherhaus Al-Saud dar.

Die Frage stellt sich nun, wohin sollen die tausende Dschihadisten des IS gehen, nachdem sie ihr Gebiet in Syrien und im Irak so gut wie verloren haben? Ihre Herkunftsländer werden sie eher widerwillig als mit offenen Armen empfangen wollen, und von der potenziellen Gefahr für diese Länder gar nicht erst zu sprechen. Die Gefahr geht jedoch nicht nur von den Rückkehrern aus, deren Zahl sich je nach Land zwischen einigen hundert bis wenigen tausend bewegt, sondern auch von einheimischen Islamisten, die in Kontakt mit dem Gedankengut der Dschihadisten gekommen sind und diesen befürworten.

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Montag, 11. September 2017

Saudi-Arabien und die "modernen" Dschihadisten

Man darf sich nicht blenden lassen von Aussagen aus Riad, die man wieder vermehrt zu hören bekommt und für unsere Ohren nur allzu bekannt klingen: auch wir sind das Ziel des Terrors von Daesh (arabisches Akronym für den sogenannten Islamischen Staat oder ISIS). Obwohl diese Aussage korrekt ist, ist es dennoch nicht einmal die halbe Wahrheit. Ja, der mittlerweile als getötet geltende IS-Anführer und selbsternannter Kalif, Abu Bakr al-Baghdadi, drohte dem saudischen Königreich immer wieder mit Angriffen. Und in der Tat kam es in der Vergangenheit auch zu Terroranschlägen in Saudi-Arabien durch den IS, oder zuvor von Al Kaida.

Doch was die Sprecher, Prinzen und Könige von Saudi-Arabien nicht erwähnen, ist die Tatsache, dass sie selbst solche Gruppierungen wie den IS, Al Kaida und viele andere erst zu dem gemacht haben was sie sind. Durch direkte staatliche und nicht-staatliche Unterstützung in Form von Geld, Waffen, Logistik, Geheimdienstliche Informationen, Spenden und durch den Export des Wahhabismus, der saudischen extremen Staatsreligion, bereitete das Herrscherhaus Al-Saud erst den Boden für solche Dschihadistengruppierungen und ihren Anhängern. Hillary Clinton, die ehemalige US-Aussenministerin und First Lady, sagte denn auch während einer geschlossenen Veranstaltung im Jahr 2013:
"... die Saudis haben mehr als jeder andere Staat dieser Erde extreme Ideologie in den letzten 30 Jahren exportiert." 
Was im vermeintlich privaten Rahmen funktioniert, sieht bei offiziellen staatlichen Strukturen schon wieder ganz anders aus. So weigerte sich die britische Regierung, eine eigens dafür beauftragte Untersuchung zur Frage der Terrorfinanzierung zu veröffentlichen, in der die saudische Rolle womöglich zum Vorschein gekommen wäre.

Doch um zu verstehen, wieso insbesondere Saudi-Arabien und Katar so handeln wie sie handeln, nämlich die Unterstützung von Terroristen deren gemeinsamer Nenner der Dschihad und in den meisten Fällen auch noch der Wahhabismus ist, muss man sich zwei Dinge vor Augen führen: beide Petromonarchien folgen der extremen islamischen Form des Wahhabismus; und beide wollen einen Führungsanspruch in den islamischen Welt, des Darb ul-Islam, geltend machen. Während Saudi-Arabien die zwei heiligsten Plätze des Islam beherbergen, Mekka und Medina, und der Al-Saud Klan seinen Herrschaftsanspruch auf die Übereinkunft von 1744 mit Abdul Wahhab zurückführt, möchte Katar sich als Alternative für die saudischen Wahhabiten und Nicht-Wahhabiten gleichermassen präsentieren. Die Unterstützung des Terrors ist für beide Länder lediglich nur ein Mittel zum Zweck, um einerseits aussenpolitische Ziele zu erreichen, und andererseits aber diese extremen Kräfte beschäftigt zu halten.

Kein Ereignis spiegelt diese Gratwanderung besser dar, als die Besetzung der Grossen Moschee in Mekka im November 1979. Es war dieses Ereignis, das den Export des Wahhabismus und dem ihm zugrundeliegenden Extremismus wie kein Zweites angefeuert und zum heutigen "Islamistischen Terror" geführt hat. Deshalb lohnt es, diese wichtige Episode aus den Novembertagen des Jahres 1979 etwas gründlicher zu betrachten.

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